Unbestritten wahr ist, dass in einem Urwald mehr CO2 gebunden ist als in einem nachhaltig bewirtschafteten Wald. Allerdings befindet sich ein echter Urwald auch in einem gesättigten CO2-Gleichgewicht. Das heißt, er nimmt gleich viel CO2 auf, wie er abgibt – und kann keinen zusätzlichen Kohlenstoff mehr speichern.
Im Vergleich dazu wird ein nachhaltig bewirtschafteter Wald laufend verjüngt, indem 80 bis 120 Jahre alte Bäume (je nach Standort auch Bäume bis zu einem Alter von 300 Jahren) entnommen werden. Durch das Auslichten des Blätter- und Nadeldachs gelangt mehr Licht zum Boden und Jungbäume wachsen besser. Das Gute daran: Der bewirtschaftete Wald speichert mehr CO2, da er sich permanent im Wachstum befindet. Am aufnahmestärksten erweisen sich dabei 40- bis 80-jährige Bäume, die in dieser Wachstumsphase am meisten Holz zulegen. Sehr betagte Bäume speichern zwar viel CO2, die Fähigkeit, zu wachsen und zusätzliches CO2 aufzunehmen, schwindet aber mit dem Alter.
Mehrere wissenschaftliche Betrachtungen zum Thema Wald und Nachhaltigkeit schließen dieses Prinzip des nachhaltig bewirtschafteten Dauerwaldes nicht in ihre Betrachtungen mit ein. Sie gehen davon aus, dass Nutzwälder immer im Kahlschlagprinzip abgeerntet und dann wieder frisch aufgeforstet werden. Durch die Wahl dieses begrenzten Betrachtungsrahmens kommt es dann zu dem Fehlschluss, dass es am besten wäre, Wald „zu Urwald wachsen zu lassen“.
Dass es Länder auf dieser Welt gibt, wo alte Wälder abgeholzt und dann einfach sich selbst überlassen werden, wollen wir hier noch am Rande erwähnen. Dieser Raubbau ist offensichtlich nicht nachhaltig, hat aber nichts mit der Waldwirtschaft in Österreich bzw. in Mitteleuropa zu tun.